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Hunde aus dem Tierschutz und Angstverhalten

Besonders am Herzen liegt mir die Arbeit mit ängstlichen Hunden und Hunde mit Migrationshintergrund die in ihrem bisherigen Leben (noch) wenig positive Erfahrungen sammeln konnten und besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigen, um Vertrauen zu fassen und sich zu entwickeln. Panik, Unsicherheit und Schreckhaftigkeit vermindern die Lebensqualität und erschweren den Alltag. Durch einen Mangel an Umweltreizen kann der Hund die für seine Entwicklung wichtige Erfahrungen nicht machen oder wurden ihm im Verlauf seines Lebens vorenthalten. Das Ergebnis sind Verhaltensauffälligkeiten wie Ängstlichkeit, Nervosität und Hyperaktivität, mit denen diese Hunde ihre Halter und ihre Umwelt vor große Herausforderungen stellen. Auch Traumatisierungen bzw. Re-traumatisierungen beim Hund sind nicht selten und äußern sich ähnlich auf ihre psychische und physische Gesundheit aus wie beim Menschen.

Kurzfristige oder gar einmalige Erlebnisse, wie Feuerwerk, Stromkontakt, Umzug etc. können zu fortwährender Ängstlichkeit und Traumatisierung führen. Es gibt Ereignisse, die den Hund in Angst, Panik und Schrecken versetzen. Da der Mensch die Auslöser zu Beginn nicht kennt, kann er seinen Hund im Vorfeld auch nicht gezielt unterstützen. So kann es passieren, dass der Hund in bestimmten Situationen „re-traumatisiert“ wird.


Second Hand – Vorbeugung durch Aufklärung

Prävention ist ebenso wichtig wie vernünftiges Training. Schon vor der Wahl des passenden Hundes können Fragen und Verunsicherungen auftauchen, aber auch in der Anfangszeit im neuen Zuhause. Nicht nur in der ersten gemeinsamen Phase des Zusammenlebens möchte ich euch unterstützen, sondern – durch aufrichtige Aufklärung – bevor Dein Hund in Dein Leben einzieht und somit das Entstehen von Problemen möglichst früh vermieden werden kann. Du triffst die Entscheidung, einem Hund ein bedürfnisorientiertes Leben zu schenken, dabei sollten individuelle Interessen und Lebensumstände berücksichtigt werden.

Hunde aus Tierheimen bringen bereits einen Lebenslauf mit. Die Charaktereigenschaften des Hundes spielen eine nicht unwichtige Rolle, wie seine Geschichte verarbeitet wurde und sind nicht alleine verantwortlich für Verhalten. Das bisherige Leben Deines Hundes erscheint Dir vielleicht als grauenhaft, könnte für ihn aber eine vertraute Realität gewesen sein. Hunde leben im Moment und passen sich an ihre Umstände an, auch wenn diese nicht ideal sind. Ein zurückgelassener Hund ist nicht heimatlos und auch der Hund im Tierheim hatte ein Zuhause. Tierschutzhunde bringen bereits Erfahrungen und Persönlichkeiten mit, die sich erst im Laufe der Zeit zeigen. In den ersten Monaten kann es sein, dass sie sich an ihre neue Umgebung und Menschen gewöhnen müssen. Manchmal kommen unerwartete Verhaltensweisen oder Eigenschaften zum Vorschein, die man anfangs nicht bemerkt hat und es vermischen sich bereits gemachte Erfahrungen mit neuen Eindrücken. In den ersten Wochen eurer gemeinsamen Zeit sollte es darum gehen, dass er lernt, dass er bei Dir sicher ist. Und in den ersten Monaten geht es nicht darum, dass er das Grundgehorsam lernt und beherrscht, sondern das er Zeit bekommt und sich sicher fühlen kann. Ein Umzug verändert die Lebenssituation und bedeutet in den ersten Wochen für alle Beteiligten Stress.

Ob aber nun Rassehund oder Mischling: Jeder Hund ist einzigartig und kann das Leben von uns Menschen bereichern. Einen Tierschutzhund zu halten, sollte nicht dazu führen, Menschen mit Hunden aus Zuchten moralisch zu verurteilen und abzuwerten. Wenn Du einen Hund bei Dir aufnimmst – ob vom Züchter oder aus dem Tierschutz – nimm Dir Zeit. Bindung ist ein Prozess und benötigt Verständnis füreinander und für die Bedürfnisse. Es ist der Aufbau von Sicherheit und Vertrauen für eine Welt, die Dein Hund erst kennenlernen muss).